
Das Lutherhaus in Eisenach – dem Leben und Wirken des Reformators auf der Spur
Martin Luther gehört zu den größten Berühmtheiten, die mit der Stadt Eisenach verbunden sind. Immerhin lebte der Theologieprofessor einige Jahre hier und hinterließ manche Spur. Doch Luther ist noch immer umstritten, vor allem seine religiösen Texte werfen zuweilen Fragen auf – und stehen leider in dem Ruf, am wachsenden Antisemitismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entschieden beteiligt gewesen zu sein. Grund genug, Luthers Zeit in Eisenach genauer unter die Lupe zu nehmen.Zur Geschichte des Hauses
In Eisenach steht eines der ältesten Gebäude, die sich im Bundesland Thüringen finden lassen: Das einst im Jahre 1230 errichtete Fachwerkhaus wurde ursprünglich als Schule genutzt, wies aber im oberen Stockwerk auch einige Wohnungen auf. Bald gelangte es in den Besitz der Familie Cotta – bei der es sich um wohlhabende und einflussreiche Bürger der Stadt handelte. Die Cottas galten als Förderer der Künste, der Kultur sowie der Bildung – und unterstützten auch manchen, der ohne ihre Hilfe verloren gewesen wäre.So nahmen sie im Jahre 1498 den jungen Martin Luther in eben jenem Haus in Eisenach auf. Der Schüler war zwar eigentlich bei seinem Großonkel in der Stadt untergebracht, die Familie Cotta bot ihm wegen der dort herrschenden ärmlichen Verhältnisse aber eine kleine Kammer bei sich an. Luther profitierte somit von kurzen Wegen: Tagsüber erlernte er in den unteren Räumen die lateinische Sprache, abends ging er in seinem Zimmer seinen Lehren nach oder suchte den Kontakt zu den hiesigen Mönchen. Martin Luther bewohnte von 1498 bis 1501 für insgesamt drei Jahre jenes Gebäude, das heute noch seinen Namen trägt.
So lebte und arbeitete Luther
Im Lutherhaus in Eisenach ist heute ein Museum untergebracht, das sich dem Leben und Wirken des Reformators widmet – das ebenso aber seinen Einfluss auf die Gesellschaft bis in die Gegenwart hinein untersucht. Die Dauerausstellung umfasst somit einige persönliche Gegenstände Luthers und beleuchtet die Umstände, unter denen er Übersetzungen oder religiöse Texte anfertigte. Natürlich wird dabei auch die Zeit vorgestellt, in der Luther tätig war. Zu sehen sind daher seltene Kunstwerke aus dem Mittelalter, so etwa Holzschnitzereien oder Gemälde – sogar Originalwerke von Lucas Cranach können bewundert werden.Das Museum verfolgt einen sehr zeitgemäßen und interaktiven Ansatz, um den jüngeren und älteren Besuchern einen Einblick in Luthers Schaffen zu vermitteln. So wurde die Ausstellung in den letzten Jahren immer wieder erweitert und um eine moderne technische Ausstattung ergänzt. Vor allem Kinder und Jugendliche sollen dabei tief in das Leben vor vielen Jahrhunderten eintauchen können, indem sie die hölzerne Buchpresse ausprobieren, mit Federkielen schreiben, an einem Unterricht wie im Mittelalter teilnehmen oder sich selbst an die Übersetzung kleinerer Texte wagen. Der pädagogische Ansatz, selbst in Luthers Rolle zu schlüpfen, kommt bei den kleinen Gästen gut an.
Kampf gegen den Antisemitismus
Zur bewegten Geschichte einer derart alten Stadt gehören aber häufig auch einige wenige ruhmreiche Zeiten. So erhielt Eisenach im Jahre 1939 ein Institut, das den Einfluss jüdischer Bürger auf die deutsche Gesellschaft untersuchen und beseitigen sollte. Zu diesem Thema wurde – neben der auf Luther und die Reformation ausgelegten Dauerausstellung – im Jahre 2019 eine Sonderausstellung eröffnet, die den bereits genannten pädagogischen Grundsätzen folgt und die gerade jungen Menschen die fatalen Folgen dieses Irrglaubens aufzeigen möchte.Das in Eisenach ansässige Institut berief sich bei seinem Antisemitismus immer wieder auf die vermeintlichen Lehren Luthers und zeigte damit auf, welche Konsequenzen sich aus der Fehlinterpretation historischer Texte ergeben können. Denn wie war es eigentlich möglich, dass sich in den 1920er und 1930er Jahren eine durchaus aufgeklärte Gesellschaft zur Ablehnung einer Religion verleiten ließ? Welche politischen und geistigen Fundamente mussten geschaffen werden, damit aus Ablehnung ein fanatischer Hass reifen konnte? Und vor allem: Wie lassen sich ähnliche Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft vermeiden? Fragen, die das Museum gemeinsam mit seinen Besuchern beantworten möchte.
Community: 0 Bewertungen
Bewerten Sie diesen Ort.
Löwen- und Philippsburg in der Eifelgemeinde Monreal (Geschichte frühe Neuzeit, Geschichte Mittelalter)
Tuchmacherei in Monreal (Geschichte frühe Neuzeit)
Eifeler Bauernhaus Museum in Adenau (Geschichte frühe Neuzeit)
Schloss Friedenstein in Gotha (Geschichte frühe Neuzeit)
Deutsches Spielzeugmuseum Sonneberg (Geschichte frühe Neuzeit, Geschichte Mittelalter)
Schlossmuseum Molsdorf (Geschichte frühe Neuzeit)
Kloster Ettal (Geschichte frühe Neuzeit, Geschichte Mittelalter, Religion - Christentum)
Kaiserpfalz Kaiserswerth (Geschichte frühe Neuzeit, Geschichte Mittelalter)
Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf (Gemeinschaftskunde - Politik)