Das Felsenhospital-Atombunker-Museum in Budapest

Die Metropole an der Donau ist reich an Museen und Gedenkstätten aller Art. Da kann die Auswahl schon mal schwer werden, besonders wenn man nicht so viel Zeit zur Verfügung hat. Das Felsenkrankenhaus sollte man bei einem Budapestaufenthalt auf keinen Fall verpassen. Seine besondere Lage und Geschichte sowie die aufwendige und liebevolle Gestaltung der Ausstellung machen es einzigartig.

Zur Geschichte der Anlage

Direkt unter dem Budaer Burgviertel verläuft ein etwa 10 km langes natürliches Höhlensystem. Die Burg und der I. Bezirk Budapests bildeten in den 30er Jahren das Regierungsviertel. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs ordnete der damalige Bürgermeister, Szendy Károly, den Bau eines Luftschutzkrankenhauses an. Um Kosten und Bauzeit zu sparen, nutzte man die natürlichen Gegebenheiten und baute Höhlen zu Krankensälen und Gänge zu Korridoren aus.

Februar 1944 konnte das Krankenhaus den Betrieb aufnehmen. Primäres Ziel war die Erstversorgung von Militärpersonal und Zivilisten, die durch Luftangriffe verletzt worden waren. Schon bald wurde das Krankenhaus auf eine schwere Probe gestellt: Ausgelegt für 200 Patienten war es während der Belagerung von Budapest mit 650 bis 700 Patienten hoffnungslos überfüllt. Auch 30 jüdische zum Dienst verpflichtete Ärzte arbeiteten in dieser Zeit hier. Durch den Einsatz des Bezirkskommissars entgingen sie so der Deportation durch die Pfeilkreuzler.

Nach dem Krieg wurde die Anlage von den Sowjets als streng geheim eingestuft, da man sie zu einem Atombunker erweitern wollte.

Nur während des Ungarn-Aufstands 1956 musste das Krankenhaus unerwartet und unvorbereitet für kurze Zeit öffnen.

In den 50er und 60er Jahren wurden mehrere Einrichtungen eingebaut, um es im Fall eines Atomangriffs nutzen zu können: Ein Dekontaminationsflur, die Lüftungs- und Wasseranlage wurde ausgebaut, ebenso eine Quelle und Saugpumpe an der Donau. Des Weiteren wurden Kampfgasfilter, eine Anlage zur Energieversorgung und zwei Dieselgeneratoren installiert.

Wegen der Entwicklung der Militärtechnologie (Wasserstoffbombe) ist es seit den 60er Jahren obsolet. Trotzdem wurde es vom Zivilschutz und vom Heiliger-Johann-Krankenhaus weiterhin gepflegt und instand gehalten.

Erst 2002 wurde der Geheimhaltungs-Status offiziell aufgehoben. Seit 2007 wird es renoviert und als Museum genutzt.

Zur Ausstellung „Geheimes Luftschutzkrankenhaus und Atombunker“

Man bekommt in der Ausstellung erst mal eine ganze Fülle an Informationen und Material geboten, welches direkt am Standort seiner ursprünglichen Nutzung präsentiert wird: Medizinische Gerätschaften aller Art, Uniformen, Gasmasken, Notkonserven, Waffen, Munition, Propagandamaterial und vieles mehr.

Die besondere Stärke der Ausstellung liegt aber darin, dass sie das dunkelste Kapitel europäischer Geschichte nicht einfach nur nacherzählt, sondern die Schicksale und Lebenswirklichkeit der Menschen jener Zeit verständlich und eindringlich ins Rampenlicht rückt. Dadurch erst wird Geschichte greifbar und verständlich. Sehr schön gestaltete Wachsfiguren geben Aufschluss über den Alltag von Patienten, Ärzten, Krankenschwestern und Soldaten. Alles ist sehr natürlich und informativ in Szene gesetzt, es gibt keine unnötigen Grusel- oder Schockeffekte. Das ist auch gar nicht nötig, denn die Fakten sprechen für sich: Man erfährt beispielsweise, dass während der Schlacht von Budapest, einer der erbittertsten des Krieges überhaupt, nicht nur das Verbandsmaterial ausging, sondern auch das Trinkwasser und damit die Möglichkeit zu desinfizieren. Deshalb waren Schwestern und Ärzte gezwungen, Verbände von Leichen zu entfernen und wiederzuverwenden.

Aber es geht nicht nur um menschliches Leid, sondern auch um den Willen, zu helfen und zu bewahren, wovon die Existenz des Museums und der hervorragende Zustand der Einrichtung beredt Zeugnis ablegen. Die Erinnerungen von Zeitzeugen werden ständig gesammelt, aufgearbeitet und in die Ausstellung integriert. Auf der Webseite des Museums finden sich unter anderem auch eine Fülle von sehenswerten Videos über Gegenstände und Räumlichkeiten, die zu zeigen die Möglichkeiten der regulären Führungen sprengen würde.

Alles in allem ist der Besuch der vielfach ausgezeichneten Ausstellung, die auch ständig erweitert wird, sehr empfehlenswert, wenn man in Budapest weilt und die Gelegenheit dazu hat.
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