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Stadtkirche St. Marien in Torgau

Romanisch begonnen und gotisch vollendet, vereint die Stadtkirche St. Marien in Torgau mehrere Jahrhunderte europäischer Baukunst in einem eindrucksvollen Bauwerk. Ihr mächtiges Doppelturm-Westwerk, die klar gegliederten Bögen und das helle Hallenschiff machen sie zu einem Wahrzeichen der Stadt. Wer das Gotteshaus betritt, spürt sofort seine besondere Atmosphäre – schlicht gestaltet, aber von tiefer Würde. Die Kirche erzählt Geschichte auf jedem Quadratmeter, von den Ursprüngen im Mittelalter bis zu den Einflüssen der Renaissance und des Barock. Besonders ihre kunstvollen Grabmale und Epitaphien machen sie zu einem faszinierenden Lernort für junge Besucher, die hier Kunst, Religion und Geschichte hautnah erleben können.

Berühmte Grabmale und kunstvolle Reliefs

Die Marienkirche gilt als Schatzkammer protestantischer Erinnerungskultur. Im südlichen Nebenchor zieht die fein gravierte Messinggrabplatte für Sophie von Mecklenburg alle Blicke auf sich. Sie entstand 1504 in der Werkstatt des Nürnberger Meisters Peter Vischer d. Ä. und ist von einem barocken Gitter mit dem Familienwappen umgeben.

Als besonders berührend beschreiben viele Besucher das Grabmal Katharina von Boras, der Witwe Martin Luthers. Sie starb 1552 in Torgau nach einem Unfall auf der Flucht vor der Pest. Ihr figürlicher Grabstein, 1617 von Wolf Mönch restauriert, zeigt sie in stiller Haltung. Er erinnert an die bewegte Zeit der Reformation. Weitere sehenswerte Arbeiten sind die figürlichen Grabsteine der Magdalena Drandorf, Anna Stamer und einer unbekannten Frau aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Ein ungewöhnlich feines Marmor-Epitaph aus der Zeit um 1570 zeigt die Grablegung Christi in kunstvoll gearbeiteten Reliefs. Es wird dem Bildhauer Georg Schröter zugeschrieben. Wer mit Schülerinnen und Schülern die Kirche besucht, erlebt hier Geschichte in Form von greifbarer Kunst – eindrucksvoller als jedes Lehrbuch.

Kunstvolle Altäre und wertvolle Ausstattung

Im Zentrum der Kirche steht der prachtvolle Hauptaltar – ein barockes Meisterwerk, das zwischen 1694 und 1697 nach einem Entwurf von Giovanni Simonetti entstand. Die Figuren schuf Santino Caprani, die Gemälde stammen von Johann Heinrich Sperling. In der Predella ist das Abendmahl dargestellt, darüber eine eindrucksvolle Szene der Kreuzigung Christi. Die Kombination aus Architektur, Malerei und Skulptur macht diesen Altar zu einem Höhepunkt der kirchlichen Kunst Sachsens.

Ebenfalls sehenswert ist die reich verzierte Kanzel von 1582, die später um figürlichen Schmuck erweitert wurde und sogar eine kleine Kanzeluhr trägt – ein seltenes Detail. Der marmorene Taufstein von 1693 zeigt Putten, Weinlaub und Akanthusblätter als Sinnbilder für neues Leben.

Ein ganz besonderes Werk ist die Altartafel der Vierzehn Nothelfer von Lucas Cranach dem Älteren. Sie entstand um 1505 und gehört zu seinen frühen Hauptwerken. Die Halbfiguren der Heiligen beeindrucken durch ihre fein gezeichneten Gesichter. Auf der Rückseite ist der Schmerzensmann mit Engeln dargestellt.

Geschichte und Architektur durch die Jahrhunderte

Die Ursprünge der Kirche reichen bis in die Zeit um 1200 zurück, als an dieser Stelle eine romanische Basilika entstand. Ab 1380 wurde die heutige Hallenkirche errichtet, deren Gewölbe und Dachstuhl im 15. Jahrhundert vollendet wurden. Sehr eindrucksvoll sind das spätgotische Westportal von 1516 und die Doppelturmanlage, die das Stadtbild prägt.

Im 17. Jahrhundert erhielt die Kirche eine umfassende Erneuerung: Das Langhaus wurde renoviert, das Altarbild umgesetzt und der Südturm nach einem Brand mit Haube und Laterne versehen. Spätere Restaurierungen – zuletzt 1967 – brachten die ursprüngliche Farbgestaltung des 15. Jahrhunderts wieder ans Licht.

Heute präsentiert sich die Stadtkirche St. Marien als spätgotische Hallenkirche mit drei Schiffen und einem leicht polygonalen Chor. Die Fenster mit ihrem reichen Maßwerk lassen das Licht in farbigen Mustern über die Steinflächen tanzen. Über dem Hauptportal erhebt sich eine eindrucksvolle Fensterrose aus dem späten 14. Jahrhundert. Dieses architektonische Glanzstück taucht den Kirchenraum in sanftes Licht.

Ein Besuch dieser Kirche bietet Jugendlichen nicht nur einen Blick in die religiöse Kunstgeschichte, sondern auch ein Gefühl dafür, wie eng Glaube, Handwerk und Macht einst miteinander verbunden waren.
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