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Prora – das Seebad des Dritten Reiches

Eingang Dokumentationszentrum
Eingang Dokumentationszentrum


Während des Sommers erinnert man sich an ein faszinierendes Beispiel für die Architektur der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts – das Seebad auf der Insel Rügen, besser bekannt als Prora. Die Planungen für das Seebad waren Teil der Initiativen der Organisation „Kraft durch Freude“, deren Ziel es war, die Freizeit des deutschen Volkes im Dritten Reich so zu planen, zu überwachen und schrittweise zu übernehmen. Das 1936 begonnene Projekt wurde nicht fertiggestellt, um die vorgesehenen Funktionen zu erfüllen. Stattdessen überdauerte der Komplex die Wirren des letzten Jahrhunderts und blieb als physischer Beweis für den Größenwahn von Hitlers totalitärem Regime erhalten.

Der Autor des Projekts ist Architekt Clemens Klotz, der im Februar 1936 den Zuschlag für die Anlage erhielt. Kurz darauf wurde die Anlage auf Wunsch von Adolf Hitler um eine große Halle erweitert, die von Architekt Erich zu Putlitz. Das Projekt wurde auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1937 mit dem Grand Prix ausgezeichnet. 20.000 Besucher sollten sich dort gleichzeitig aufhalten können, jeder mit Blick auf das Meer und in gleicher Entfernung von diesem. Aus diesem Grund wurde der Komplex bemerkenswert lang.

Der Großkomplex auf der Insel Rügen

Der „Koloss von Prora“ befindet sich auf der Insel Rügen und ist ein Komplex aus acht Gebäuden, der sich 450 Meter vom Strand entfernt über 4,5 Kilometer erstreckt. Das gesamte Projekt war Teil eines Programms zur Propagierung des Nationalsozialismus. Die Organisation „Kraft durch Freude“ hatte die Absicht, bürgerliche Vergnügungen für die Massen zugänglich zu machen. Auf den Kreuzfahrtschiffen nach Prora fuhren zum Beispiel Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, die aber alle der NSDAP angehörten. Die Pläne waren größenwahnsinnig: 20.000 Betten, Schwimmbäder, ein Theater, ein Kino und ein eigener Hafen. Hitler wollte das größte Hotel der Welt, wählte persönlich das Design aus und seine Untergebenen erledigten den Rest.

Die Zielgruppe des Ferienorts waren Familien mit mittlerem und niedrigem Einkommen, die sich keine teuren Urlaube leisten konnten. Die Idee für diese Art von günstigen Ferienanlagen wurde von der britischen Butlins-Kette übernommen. Das Projekt sieht acht Gebäude vor, die jeweils etwa 2 Meter lang sind und genau den gleichen Grundriss haben. Die Zimmer mit ihren bescheidenen Maßen von 2,25 m mal 4,75 m sollten paarweise miteinander verbunden werden und jeweils zwei Betten und einen Tisch enthalten.

Einige der renommiertesten Unternehmen der damaligen Zeit waren am Bau beteiligt. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde der Bau jedoch eingestellt. Während des Krieges wurden einige der Gebäude als Schulen für Luftwaffenhelfer und ein Polizeibataillon genutzt. 1943 wurde ein Teil des Südblocks abgerissen, um dessen Baumaterialien für den Wiederaufbau des bombenzerstörten Hamburgs zu verwenden. Nach 1945 wurden die Gebäude von den ostdeutschen Streitkräften genutzt, und nach 1990 übernahm die nun vereinigte Bundeswehr die Verantwortung. Vier Jahre später wurde der Komplex zum unbeweglichen Kulturerbe erklärt. Erst in jüngster Zeit wird er teilweise wieder so genutzt, wie er ursprünglich gedacht war: Als Ferienanlage, die jedoch in Teilen verkauft wurde.

Das Dokumentationszentrum Prora heute

Die Stätte beherbergt heute ein Museum, das die Geschichte des Ortes erzählt sowie die Nachbildung eines Kurortzimmers. Die lokale Denkmalpflege ist der Meinung, dass die Zeit der totalitären Regime nicht angemessen dargestellt wird. So entstand die Initiative Denk-MAL-Prora, die zeigen soll, wozu diese Gebäude tatsächlich genutzt wurden. Es ist eine Geschichte, die nicht von der Vorstellung eines unbeschwerten Sommerurlaubs geprägt ist, sondern von Ideologien, die auf die Unterwerfung aller Aspekte des menschlichen Lebens abzielen.

Seit 1992 arbeitet die Stiftung NEUE KULTUR auf dem ehemaligen Seebadgelände. Das Anliegen der Stiftung ist es, Prora als historisches Denkmal zu erhalten und entsprechend seiner historischen Bedeutung und den aktuellen regionalen Erfordernissen angemessen zu entwickeln und zu nutzen. Die Stiftung wird von der Europäischen Union gefördert und arbeitet eng mit renommierten Institutionen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland zusammen.

Die Stiftung eröffnete das Dokumentationszentrum im Jahr 2000, um eine Lücke in der deutschen Gedenkstättenlandschaft zu schließen. Im Jahr 2012 gründete die Stiftung das Dokumentationszentrum. Prora hat das Dokumentationszentrum von der Stiftung NEUE KULTUR übernommen. Der Verein wurde von den Freunden des Dokumentationszentrums Prora gegründet.

Derzeit bietet das Zentrum mit der Dauerausstellung MACHTUrlaub eine kompetente und wissenschaftliche Ausstellung über die Baugeschichte der Anlage und ihre politischen Hintergründe. Die Ausstellung entspricht dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit und vermittelt ihr kritische Informationen über die Geschichte des Komplexes. Diskussionen, interessante Vorträge und vor allem Sonderausstellungen zu Architektur, Geschichte, Kunst, Umwelt und Politik bringen eine besondere kulturelle Farbe in den Komplex. Community: 0 Bewertungen
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