Kathedrale Saint-Nicolas in Nizza

Die Kathedrale Saint-Nicolas in Nizza gehört zur russisch-orthodoxen Kirche und zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der französischen Stadt am Mittelmeer. Ihr russischer Name lautet Собор Святителя Николая Чудотворца (Ssobor Swjatitelja Nikolaja Tschudotworza, was in Deutsch so viel wie Nikolauskathedrale bedeutet). Sie gilt als die größte russisch-orthodoxe Kathedrale außerhalb Russlands.

Erscheinung und Baustil

Die Kathedrale, deren Bau 1903 begann und die 1912 eingeweiht wurde, hat einen 52 m hohen Sakralbau mit fünf krönenden Kuppeln und einer sechsten Kuppel mit Glockenturm über der Apsis. Er entspricht daher dem typischen Erscheinungsbild von Kreuzkuppelkirchen, das der St. Petersburger Architekt Michail Timofejewitsch Preobraschenski bewusst gewählt und zuvor schon für russisch-orthodoxe Kirchen in Tallinn und Florenz verwendet hatte. Der Baustil entspricht dem neobyzantinischen Historismus, orientiert sich also an historischen Vorbildern vor allem von Moskauer Kirchen des 16. Jahrhunderts und fügt diesen Elementen anderer Baustile zu, was dem sogenannten Eklektizismus entspricht (Vermischen verschiedener Elemente). Der Historismus war im späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert ein weit verbreiteter Baustil, der auch bei vielen europäischen Profanbauten zu beobachten ist. Er macht die Kathedrale Saint-Nicolas in Nizza auf gewisse Weise einzigartig. Sie steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Jede Kuppel der Kathedrale trägt ein goldenes Kreuz. Die Dächer sind teilweise mit glasierten Keramikfliesen ausgelegt, was sie im Sonnenlicht weithin leuchten lässt. Auch die Vorbauten sind sehr aufwendig gestaltet. Sie haben Pyramidendächer, die jeweils ein goldener Adler krönt. Über ihnen zeigen Bilder Maria Magdalena und den russischen Heiligen Alexander Newski. Weitere Bilder von Jesus Christus, Alexandra und Nikolaus (letztes russisches Zarenpaar, von den Kommunisten ermordet, heiliggesprochen 1981) schmücken die Außenfassade. Der Dachbereich ist mit Friesen, Kokoschnik (typisch russischer Fassadenschmuck) und Zwiebeltürmen ausgestaltet. Auch Säulen, Balkone und florale Ornamente in faszinierenden Farben unterstreichen die beeindruckende Gesamtwirkung.

Ausstattung im Inneren der Kathedrale

Der Innenraum ist mit wertvollen Holzschnitzereien, Ikonen und Fresken sehr aufwendig ausgestaltet. Die Ikonostase (Wand aus Ikonen) des Moskauer Künstlers Léonide Pianovsky misst 8,30 x 6,90 m und zeigt 36 Ikonen. Sie ist mit Edelsteinen, bestickter Seide und Leder verziert. Die Ikonen enthalten Darstellungen von Jesus Christus und der Heiligen Mutter Maria mit Szenen aus ihrem Leben, Nikolaus und Alexandra, den beiden Erzengeln Michael und Gabriel, den vier Evangelisten und weiteren Heiligen. Pianovsky hat sehr viele der insgesamt rund 300 Ikonen in der Kathedrale gestaltet. Die Krypta enthielt bis 2018 die Uniform, Weste, bestickte Taschentücher und das durch seine Ermordung blutbefleckte Hemd des früheren Zaren Alexander II., der Russland bis zum tödlichen Attentat 1881 regiert hatte. Seine letzte Ehefrau, die nach Nizza geflüchtet war, hatte diese Gegenstände schon vor der Errichtung der Kathedrale mitgebracht und sie dieser später übergeben. 2018 beschlagnahmte sie ein Gerichtsvollzieher im Namen der russischen Regierung, welche die Verbringung ins Ausland über 130 Jahre später juristisch als Diebstahl darstellen konnte.

Bedeutung des Bauwerks für die russische Orthodoxie

Die russisch-orthodoxe Kirche entstand im Jahr 988 im Zuge der Christianisierung der Kiewer Rus und folgte in ihrem Ritus der griechisch-orthodoxen Kirche, die sich als Nachfolgerin der Apostel versteht und von der römisch-katholischen Kirche abgrenzt. Orthodoxe Gläubige bilden daher eine eigene Glaubensgemeinschaft, die in Russland (wo es auch römisch-katholische und evangelische Christen gibt) dominiert. Ihre Mitglieder errichten im Ausland eigene Kirchen. Nizza war im 19. Jahrhundert ein beliebter Urlaubsort russischer Adliger, die sich der Kirche zugehörig fühlen. Schon 1859 wurde dort die erste russisch-orthodoxe Kirche in Westeuropa eingeweiht, die der Zar Alexander II. im Jahr 1864 besuchte. Sie wurde jedoch für die wachsende Gemeinde zu klein, weshalb der Neubau der Kathedrale Saint-Nicolas in Nizza beschlossen wurde. Diese ist nicht nur für die russisch-orthodoxe Gemeinde in Westeuropa, sondern auch für die Anhänger der Zaren Alexander II. und Nikolaus II. ein bedeutendes Zentrum. Beide Zaren wurden ermordet, wobei vor allem das Schicksal von Nikolaus II., den die Bolschewiken samt Familie 1918 erschossen, die Menschen bis heute sehr bewegt. Community: 0 Bewertungen
Wir sind an Ihren Erfahrungen interessiert.
Bewerten Sie diesen Ort.


Artikel in dieser Kategorie.

© 2024 Schulfahrt Touristik SFT GmbH
✔ Akzeptieren 🛠 Anpassen Mit "Akzeptieren" stimmen Sie der Verwendung von Cookies für Analysen und personalisierte Inhalte durch uns oder Drittanbieterseiten gemäß Datenschutzerklärung zu. Sie können diese Einstellungen idividuell anpassen.
Privatsphäre-Einstellungen
Um Ihnen ein optimales Webseiten Erlebnis zu bieten, setzen wir Cookies ein. Dies sind kurze Zeichenketten, welche die Website in Ihrem Browser hinterlegen darf. Dazu zählen Cookies für den Betrieb und die Optimierung der Seite als auch zum Speichern von Einstellungen und Funktionalitäten. Wir möchten Ihnen die Wahl geben, welche Cookies Sie zulassen. Ihre Wahl können Sie jederzeit durch löschen der Cookies für diese Seite ändern.

Cookies dieser Kategorie dienen den Grundfunktionen der Website. Sie dienen der sicheren und bestimmungsgemäßen Nutzung und sind daher nicht deaktivierbar.



Cookies dieser Kategorie ermöglichen es, die Nutzung der Website zu analysieren und die Leistung zu messen. Sie tragen zudem zur Bereitstellung nützlicher Funktionen bei. Insbesondere Funktionen von Drittanbietern. Das Deaktivieren wird diese Funktionenj blockieren. Einige Inhalte – z.B. Videos oder Karten können ggf. nicht mehr dargestellt werden. Außerdem erhalten Sie keine passenden Artikelempfehlungen mehr.



Marketing-Cookies werden von Partnern gesetzt, die ihren Sitz auch in Nicht-EU-Ländern haben können. Diese Cookies erfassen Informationen, mithilfe derer die Anzeige interessenbasierter Inhalte oder Werbung ermöglicht wird. Diese Partner führen die Informationen unter Umständen mit weiteren Daten zusammen.

Einstellungen speichern       ✔ Alle akzeptieren