
Expressionistische Kunst hautnah erleben
Das Buchheim Museum in Bernried bietet Besuchern eine außergewöhnlich breite und qualitativ hochwertige Sammlung expressionistischer Werke. Internationale Bekanntheit erlangte die Sammlung insbesondere durch eine große Welttournee in den 1980er Jahren. Den Schwerpunkt bilden Arbeiten der Künstlergruppe „Brücke“ (1905–1913), zu der unter anderem Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein gehörten, zeitweise auch Emil Nolde und Otto Mueller. Die Maler suchten durch klare Formen, monumentale Flächen und intensive Farben den Ausdruck ihrer Kunst zu steigern. Mit ihrem Ansatz, „unmittelbar und unverfälscht“ darzustellen, was sie zum Schaffen trieb, setzten sie sich gegen die etablierte Kunst der wilhelminischen Epoche zur Wehr. Heute gelten ihre Werke als Wegbereiter der Moderne in Deutschland.Die Dauerausstellung des Museums vermittelt die künstlerische Entwicklung dieser Maler bis in die 1920er Jahre. Präsentiert werden Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken, die eindrucksvoll zeigen, wie bedeutend grafische Arbeiten für die Malerei sind. Die Vielfalt der Drucktechniken reicht von Holzschnitten bis zu Radierungen und illustriert die Qualität expressionistischer Grafik, die in Umfang und Ausdruckskraft nur mit den Meisterwerken der Dürerzeit vergleichbar ist.
Vorläufer, Einzelgänger und der Blaue Reiter
Neben der Brücke-Sammlung zeigt das Museum auch Werke ihrer Vorläufer, wie Lovis Corinth, dessen Bild „Tanzender Derwisch“ (1904) den Übergang vom Impressionismus zur expressiven Malgeste verdeutlicht. Einzelgänger wie Max Beckmann und Christian Rohlfs sind ebenfalls vertreten: Beckmanns Gemälde und die berühmte Grafik „Selbstbildnis mit steifem Hut“ sind dauerhaft ausgestellt, während Rohlfs’ besonders wertvolle Aquarelle nur zeitweise zu sehen sind. Die frühe Phase der „Neuen Künstlervereinigung München“, Vorläufer des Blauen Reiter, ist durch Werke wie Alexej Jawlenskys „Kopf in Blau“ (1912) repräsentiert.Zweite Generation und Otto Dix
Das Museum zeigt, dass der Expressionismus über das Ende der Brücke hinaus Bestand hatte. Arbeiten der zweiten Expressionistengeneration, etwa von Max Kaus oder politisch engagierten Künstlern der Dresdner Sezession, ergänzen die Sammlung. Der junge Otto Dix, dessen Radierungen der Mappe „Der Krieg“, Aquarelle und Lithografien einen eigenen Schwerpunkt bilden, verdeutlichen die künstlerische und gesellschaftliche Auseinandersetzung der Zeit.Volks- und Völkerkunde im Museum
Ein besonderes Merkmal des Buchheim Museums ist die Integration ethnologischer und populärer Kunst in die Ausstellung. Masken und Skulpturen aus Afrika und Ozeanien inspirierten die Brücke-Maler, während die Künstler des Blauen Reiter sich mit Hinterglasbildern, Votivbildern, Kinderzeichnungen, Asiatica und ägyptischen Schattenspielen auseinandersetzten. Die als Nebensammlungen bezeichneten Bereiche umfassen unter anderem Jugendstilvasen, Porzellan, Keramik, Glas, Textilien, Schmuck, Karusselltiere, Tausende Paperweights, Druckgrafik, Bauernschränke, Skulpturen, Masken, Kultgegenstände, Schattenspiele und Arbeiten autodidaktischer Künstler wie Hans Schmitt oder Max Raffler.Lern- und Erlebniswert für Schulgruppen
Für Klassenfahrten und Studienreisen bietet das Museum ein abwechslungsreiches Programm. Schüler können die Entstehung der Moderne nachvollziehen, die Wechselwirkungen zwischen Volkskunst, ethnologischen Objekten und künstlerischem Schaffen erkennen und sich von der Vielfalt und Farbintensität der Exponate inspirieren lassen. Die Dauerausstellungen garantieren einen dauerhaften Lernwert, während gelegentliche Wechselausstellungen zusätzliche Anreize bieten.Fazit
Das Buchheim Museum Bernried verbindet hochkarätige expressionistische Kunst mit ethnologischen und populären Sammlungen. Für Schulgruppen, Studienreisen und kunstinteressierte Besucher bietet es ein spannendes, lehrreiches und inspirierendes Erlebnis, das Kunstgeschichte greifbar macht und die kulturelle Vielfalt aufzeigt. Community: 0 BewertungenBewerten Sie diesen Ort.