Holocaust-Dokumentationszentrum Budapest

Gedenken an das Grauen

Als Ungarn im November 1940 nach erheblichem deutschen Druck dem Dreimächtepakt aus Deutschem Reich sowie Italien und Japan beitrat, lebten auf dessen Territorium über 800.000 Menschen jüdischen Glaubens. Diese sahen sich besonders nach der deutschen Invasion Ungarns im März 1944 einer immer stärkeren Verfolgung vor Ort ausgesetzt. Von den insgesamt etwa 510.000 in das Vernichtungslager Auschwitz und für Zwangsarbeit in deutsche Rüstungsbetriebe deportierten ungarischen Juden starben bis zum Kriegsende über 380.000. In Ungarn selbst wurden 120.000 einheimische Juden von den deutschen Besatzern unter intensiver Mithilfe der seit Oktober 1944 regierenden antisemitischen und faschistischen „Pfeilkreuzler“ unter dem 1946 in Budapest öffentlich als Kriegsverbrecher hingerichteten Diktator Ferenc Szálasi ermordet. Damit verloren bis zu 70 Prozent der in Ungarn lebenden Juden ihr Leben im Holocaust, die ca. 200.000 Überlebenden siedelten sich nach 1945 vor allem in den wenigen verbleibenden jüdischen Gemeinden in Städten wie Debrecen, Miskolc, Pécs und Szeged an. Von den aktuell 80 bis 90.000 ungarischen Juden lebt die Mehrheit mit 60 bis 70.000 Menschen heute in Budapest.

Orte der Erinnerung

In der ungarischen Hauptstadt finden sich mit insgesamt vier Orten auch die meisten und bekanntesten Forschungs- und Gedenkstätten für die ungarischen Opfer des Holocaust. Außer den thematischen Beständen des Historischen Museum im Burgpalast (Budavári Palota) sind dies die Große Synagoge von 1859 in der Dohány utca (Tabakgasse) als heute größte Synagoge Europas, das 2002 eröffnete Museum Terror Háza (Haus des Terrors) in der ehemaligen Parteizentrale der „Pfeilkreuzler“ in der Andrássy út sowie das 2004 zum sechzigjährigen Gedenken an den Beginn der Deportationen der ungarischen Juden eröffnete Holokauszt Emlékközpont (Holocaust-Dokumentationszentrum Budapest) in der Páva út. Die ersten Planungen für das Zentrum wurden bereits im Jahr 1999 von der damaligen ungarischen Regierung vorgenommen. 2002 begannen dann die Arbeiten am Umbau der profanierten Páva-Synagoge von 1923 im vor dem Zweiten Krieg stark von jüdischen Bewohnern geprägten VII. Budapester Bezirk Erzsébetváros (Elisabethstadt), in dem sich während der deutschen Besetzung auch das jüdische Getto mit bis zu 60.000 Internierten befand.

Millionen Tote

Das Dokumentationszentrum Holokauszt Emlékközpont ist dabei das erste vollständig von einem Staat alleinig konzipierte und größtenteils auch exklusiv finanzierte Zentrum seiner Art in ganz Europa. Neben der seit Februar 2006 existierenden Dauerausstellung “From Deprivation of Rights to Genocide” zur Geschichte des Holocaust in Ungarn veranstaltet das Zentrum auch häufig Sonderausstellungen zu thematisch unterschiedlichen Aspekten der Judenverfolgung. Insbesondere die Kooperation mit den osteuropäischen Staaten und Russland spielt hierbei eine große Rolle. Außerdem wird zum Beispiel die Arbeit des Roten Kreuzes nach der Befreiung vieler Konzentrationslager ausführlich geschildert. Besucher des Zentrums zeigen sich oft schon von der Architektur der Anlage außerordentlich beeindruckt. So symbolisieren die sechs massiven Steinsäulen im Innenhof die sechs Millionen Todesopfer von Schoah und Holocaust. Auf einer acht Meter hohen „Gedenkmauer“ sind die Namen von über 150.000 identifizierten Opfern per Laser in Glas eingraviert. Der „Turm der verlorenen Gemeinden“ trägt die Namen von 1.441 Orten, in denen jüdische Gemeinschaften ausgelöscht wurden.

Von Stürmen geformt

Das von dem ungarischen Architekten István Mányi, Attila Gáti, Szenes István, Gergely László und Péter Török geplante und realisierte Projekt wurde in den Jahren 2005 und 2006 mit Preisen für die rundum angemessene und gelungene Gestaltung ausgezeichnet. Nach eigenen Aussagen ließen sich die Planer bei der Konzeption von Vorbildern aus der Natur inspirieren. So sollen die Säulen in der gläsernen Eingangshalle und im Innenhof an von stetigen Stürmen über Jahrhunderte geformte und gebeugte Bäume erinnern, welche genau wie die Toten des Holocaust einen langen Prozess des Leidens hinter sich haben. Die nach historischen Fotografien aus den 1930er-Jahren mit Stuckdecken und Blattgold originalgetreu rekonstruierte Synagoge wird auch regelmäßig für Kulturveranstaltungen und Konferenzen sowie Sonderausstellungen genutzt. Ganz besonders großer Wert wird von der Leitung auf museumspädagogische Arbeit gelegt, sodass sich ein Besuch für Kinder und Jugendliche ab dem empfohlenen Alter von 12 Jahren bei einer Klassenfahrt, Schulfahrt oder Studienreise bestens anbietet. Community: 0 Bewertungen
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