Der Museumsberg Flensburg – wo Kunst, Kultur und Geschichte hautnah erlebt werden können

Für Lehrer und Eltern ist es oftmals nicht ganz einfach, Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu den Unterrichtsinhalten zu ermöglichen. Hier können Museen einen wichtigen Beitrag leisten – vor allem, wenn sie neben dem Ausstellen der Exponate einen pädagogischen Ansatz verfolgen. In dem Punkt ist der Museumsberg Flensburg zu nennen. Die auf einer leichten Anhöhe gelegene Galerie bietet nicht nur einen Einblick in das Leben unserer Vorfahren, sondern sie hilft den Gästen auch dabei, die Widrigkeiten früherer Jahrhunderte besser zu verstehen.

Aus einer privaten Sammlung hervorgegangen

Mitten in Flensburg, in der Nähe des Marktplatzes und des Friedhofs, finden Gäste das aus zwei Gebäuden bestehende Museum. Einst im Besitz des Handwerkers Heinrich Sauermann, der die Immobilien sowie die darin privat gesammelten Kunstwerke im Jahre 1876 an die Stadt verkaufte. Das daraus entstandene Museum leitete er für die kommenden Jahre sogar selbst und legte seinen Fokus bei der Auswahl der Ausstellungsstücke vor allem auf die Regionalgeschichte Schleswig-Holsteins. Das zweite Haus nutzte er dagegen zur Gründung einer Kunstgewerbeschule, auf der Emil Nolde das Malen erlernte.

Erst in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hat sich die Ausrichtung auf Kunst und Kultur ein wenig verändert. Das Museum ist seit der Jahrtausendwende deutlich vielseitiger aufgestellt, es widmet sich nun auch der Flora und Fauna der Region sowie dem Leben der Menschen in der Eiszeit. Darüber hinaus können Exponate bewundert werden, die sich dem Thema der Seefahrt annehmen. Immerhin war der Handel mit Dänemark und Schweden einer der wesentlichen Gründe dafür, dass Flensburg schon vor vielen Jahrhunderten zu relativ großem Reichtum gelangen und eine Vormachtstellung der Küstenstädte erreichen konnte.

Das Leben vor zwei Jahrhunderten erkunden

Wie der Alltag unserer Vorfahren genau aussah, lässt sich pauschal nicht beantworten. Denn natürlich wurde im Haus eines Geschäftsmannes in Flensburg anders gewohnt als in den Katen von Bauern und Fischern auf den Halligen. Das Museum unternimmt dennoch den Versuch, unterschiedliche Einrichtungsstile gegenüberzustellen. Hier lassen sich nicht nur aus Holz getäfelte und mit Fliesen verzierte Wände bestaunen. Vielmehr ist sogar das Betreten ganzer Räume möglich, die im Originalzustand des 17. und 18. Jahrhunderts aufgebaut wurden. Durchaus ein Alleinstellungsmerkmal der norddeutschen Museenlandschaft.

Das Haus belässt es indes nicht dabei, den Kindern, Schülern und sonstigen Gästen nur diesen Eindruck zu ermöglichen. So bietet es geführte Touren und Vorträge an, die innerhalb der Bauernstuben angehört werden können. Erst auf diese Weise gelingt es vor allem den jungen Menschen, sich in ein Leben hineinzudenken, das sich von allem unterscheidet, was sie selbst kennengelernt haben – und das den heutigen Komfort nahezu vollständig vermissen lässt. Der Geschichtsunterricht erhält damit eine unvergleichliche Note, die auf persönliche Eindrücke abstellt und die nachhaltig in der Erinnerung der Besucher verbleibt.

Sich Kunst und Kultur annähern

Im zweiten Gebäude, in dem sich einst die Kunstgewerbeschule befand, können heute zahlreiche Zeichnungen und Gemälde bestaunt werden. Den Ausgangspunkt bildet der frühe Klassizismus, der sich im ausgehenden 18. Jahrhundert etablierte. Die Bilder reichen bis in die Gegenwart und repräsentieren dabei nicht nur das Schaffen prominenter Künstler wie Carl Ludwig Jessen, Erich Heckel oder dem bereits erwähnten Emil Nolde, der in diesem Haus sein Handwerk verfeinerte. Vielmehr zeigen sie auch realistische Darstellungen aus dem Leben der Menschen der vergangenen rund zweieinhalb Jahrhunderte.

Abermals geht das Museum in Flensburg einen Schritt weiter: Sachverständige widmen sich gemeinsam mit den Schülern der Interpretation einiger der gezeigten Werke. Im Dialog können damit der Kunst- und der Kulturbegriff definiert werden. Für die Kinder und Jugendlichen ergibt sich daraus die fast schon einmalige Gelegenheit, die Kunst und die Geschichte der Region in Verbindung zu setzen und so den Alltag unserer Vorfahren besser zu verstehen. Der pädagogische Ansatz des Museums Flensburg reicht folglich weit über das Ausstellen einzelner Exponate hinaus. Gerade darum ist ein Besuch hier so empfehlenswert. Community: 0 Bewertungen
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