Gedenkstätte Theresienstadt
Ein berührender Ausflug, der niemanden kalt lässt
Eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte war die Zeit des Nationalsozialistischen Regimes. Für viele sind die Gräueltaten der Nazis heute kaum mehr vorstellbar. Umso wichtiger sind Gedenkstätten wie das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt, einem der größten jüdischen Ghettos im Zweiten Weltkrieg. Die Festungsstadt Terezín, die etwa 50 Kilometer nördlich von Prag liegt, ist eigentlich eine wunderschöne Festungsstadt, die im 18. Jahrhundert von den Habsburgern systematisch mit einem uneinnehmbaren Festungswall, mit Verschanzungen, unterirdischen Gängen und militärischen Gebäuden ausgebaut wurde. Noch heute sind die mächtigen Befestigungsanlagen und die tiefen Gräben, die mit Wasser geflutet waren, sichtbar und können frei erkundet werden. In der sogenannten Kleinen Festungsanlage errichteten die Nationalsozialisten nach der Besetzung der damaligen Tschechoslowakai zuerst ein Gestapo-Gefängnis. Später wurde die eigentliche Garnisonsstadt als Durchgangs- und Sammellager für vorwiegend tschechische Juden, später auch für prominente Juden, eingerichtet. Theresienstadt galt unter den Nazis als „Mustersiedlung“ und Vorzeigelager eines jüdischen Ghettos, das gerne in Propagandafilmen gezeigt wurde. Jedes Jahr kommen mehrere tausend Besucher, vor allem Schulklassen, Gruppen und Geschichtsinteressierte, um die weitläufige Anlage zu besichtigen. Trotz dieser hohen Anzahl an Besuchern, ist es an diesem Ort immer bedrückend still.
Unglaublich, unbeschreiblich, aber doch wahr
Die gesamte Festungsstadt Terezín wurde von den deutschen Besatzern nach ihren Bedürfnissen Schritt für Schritt in ein Konzentrationslager verwandelt. Auch unterirdische Gänge wurden genutzt. Zu Spitzenzeiten waren hier rund 40.000 Menschen auf einmal untergebracht. Wenn man die mehrteilige Anlage heute besucht, muss man mindestens mit einem halbtägigen Aufenthalt rechnen. Im ehemaligen Gestapo-Gefängnis in der Kleinen Festung scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Bedrückend sind die kargen Gefängniszellen. Im riesigen Gebäude mit dem alles überblickenden Wachturm wurden die Häftlinge gefoltert und oft dort auch hingerichtet. Viele Gefangene starben aber bereits im Ghetto an Unterernährung, Krankheit oder durch gewaltsame Repressalien der Aufseher. Ebenfalls auf dem Gelände befinden sich die vier Verbrennungsöfen des Krematoriums. Im nahegelegenen Kolumbarium, das in einer der unterirdischen Gänge der Festungsanlage liegt, wurde die Asche von über 20.000 Toten aufbewahrt. Insgesamt kamen in Theresienstadt etwa 30.000 Menschen zu Tode. Verschiedene Gebäude in Terezín dienten als Sitz der SS-Kommandeure und als Wohnhäuser für Familienangehörige der SS-Garnison - sie können heute ebenfalls besichtigt werden. Historische Dokumente, Briefe von Häftlingen und Fotografien, die in mehreren Gebäuden ausgestellt sind, hinterlassen beim Betrachter einen tiefen Eindruck.
Die Nazis haben vor niemandem Halt gemacht
Im jüdischen Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt waren auch etwa insgesamt 15.000 Kinder untergebracht. Sie wurden von ihren Eltern getrennt und lebten in einem eigenen Kinderheim, wo heute ein Ghetto-Museum besichtigt werden kann. Wie man von den Informationstafeln erfährt, haben die Betreuer versucht, den Kindern zumindest etwas an Normalität zu bieten. Ein Beispiel war die vom tschechischen Künstler Hans Krása komponierte Kinderoper Brundibár, selbst ein Insasse in Theresienstadt, die von den Kindern einstudiert und mehrmals aufgeführt wurde. Wer dabei Hauptrollen ergatterte, wie Greta Klingsberg, hatte gute Chancen zu überleben. So viel Glück hatte der Verfasser nicht, denn Hans Krása wurde später ermordet. Das Museum informiert auch über die zahlreichen kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, die von den Häftlingen selbst organisiert wurden. Es gab sogar eine eigene Universität Theresienstadt, die von prominenten jüdischen Gefangenen, wie dem Neurologen und Psychologen Viktor Frankl oder dem damaligen Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde Wien Desider Friedmann, organisiert wurden. Als das Konzentrationslager am 9. Mai 1945 von den Alliierten befreit wurde, waren noch 16.832 Gefangene am Leben. Einige Überlebende, wie die amerikanische Chemikerin Inge Auerbacher, die Malerin Dinah Gottliebová oder die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger sind noch heute wichtige Zeitzeugen. Jedes Jahr wird am Tag der Befreiung eine große Gedenkfeier mit Gästen aus aller Welt, darunter hochrangige Politiker, Zeitzeugen und Wissenschaftler, organisiert.
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