Das Heimatmuseum Amrum – das Leben auf der Insel besser verstehen
Das Museum direkt neben der Mühle
Zugegeben, wer nach dem Amrumer Heimatmuseum im Örtchen Nebel sucht, würde vermutlich kaum auf den kleinen und etwas unscheinbaren Bau an der Seite der Mühle kommen. Doch darin befindet sich vieles, was Aufschluss über das Leben auf der Insel ermöglicht. Einerseits steht dabei die einzigartige Flora und Fauna im Mittelpunkt. So werden unterschiedliche Vögel sowie Land- und Wasserbewohner vorgestellt. Andererseits widmet sich die Dauerausstellung der Seefahrt, die nicht nur die Verpflegung der Menschen gewährleistete, sondern die auch für den Handel mit fernen Ländern genutzt wurde.Daneben wird das – zumeist karge – Leben beleuchtet, das die Amrumer über Jahrhunderte führten. Viele Gebrauchsgegenstände, die den Alltag erleichterten, werden als Originalstücke präsentiert. Im Rahmen einer Führung, für die sich Schulklassen allerdings am Eingang des Museums anmelden sollten, werden wertvolle Informationen zu den Exponaten vermittelt. So lernten hier die meisten Bewohner ein Erwerbsleben kennen, das auf den traditionellen Handwerkskünsten basierte: Das Weben von Stoffen, der Bau kleinerer Boote und das Ausbessern der Reetdächer brachte zwar nur ein geringes Einkommen, sicherte aber das Überleben des Ortes.
Auch der Besuch der Mühle ist empfehlenswert
Direkt vom Museum aus führt eine Treppe an die angeschlossene Windmühle, die seit dem späten 18. Jahrhundert auf Amrum für das Mahlen des Mehls genutzt wurde. Die ganz im niederländischen Stil errichtete Mühle weist Flügel auf, die beinahe den Boden berühren – ein imposanter Anblick. Bereits eine geringe Menge an Wind genügt, um das Mahlwerk in Gang zu bringen und die dabei ineinandergreifenden großen und kleinen Zahnräder zu bewundern. Leider ist Besuchern nur noch selten das Glück beschert, diesem Schauspiel beizuwohnen.Heute ist nicht nur die interessante Technik einen Ausflug zur Mühle wert, die im gesamten Bundesland Schleswig-Holstein die älteste ihrer Art ist. Vielmehr werden dort, wo einst Getreide geschrotet wurde, nun Kunstwerke ausgestellt. Das Gebäude, in dem zu besten Zeiten säckeweise die Verpflegung der Inselbewohner bis unter das Dach gestapelt lag, hat die Wandlung zur anerkannten Galerie bewältigt. Dass die Mühle auf Amrum steht, ist zudem eine kleine Besonderheit, immerhin wurde sie ursprünglich in den Niederlanden aufgebaut, im Jahre 1770 vom Amrumer Seefahrer Erk Knudten gekauft, in ihre Einzelteile zerlegt und an der Nordseeküste erneut errichtet.
Der Friedhof der unbekannten Personen
Unweit der Mühle befindet sich ein Friedhof, der durchaus einzigartig sein dürfte – und der vielleicht gerade dadurch das Interesse der Schüler weckt. Denn hier, wo schlichte Holzkreuze die Sterbedaten der unter der Erde Beigesetzten erkennen lassen, fehlen Namen und sonstige Hinweise auf die Toten. So lässt sich kaum ergründen, was dieser oder jener wohl zu Lebzeiten getan oder wie er sein Geld verdient hat. Klar ist jedoch, dass alle Verstorbenen ihr Leben auf dem Meer gelassen haben und sodann an den Strand von Amrum gespült wurden.Derlei Tragödien waren keine Seltenheit, sondern sie vollzogen sich über die Jahrhunderte hinweg immer wieder. Die Bewohner der Küste wussten meist nicht, wie damit umzugehen sei. Unter ihresgleichen wollten sie die Toten jedoch nicht beerdigt sehen. Aus der Not heraus ist der Friedhof der Namenlosen entstanden. Hier sollte den Toten wenigstens eine letzte Ruhestätte eröffnet werden. Einige der Habseligkeiten und Gebrauchsgegenstände, die sie auf ihren Fahrten über das Meer mit sich führten, lassen sich heute noch im Museum bewundern. Auch solche Ereignisse prägen das Leben der Menschen auf einer Insel wie Amrum. Community: 0 Bewertungen
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