Museo del Patrimonio Industriale in Bologna

Museum für Industriegeschichte Bologna © pixabay.com
Museum für Industriegeschichte Bologna © pixabay.com
Es ist ein Museum für die Kultur der Industrie oder besser gesagt ein Museum für den Höhepunkt der vorindustriellen Technik. Es geht vorrangig um die Seidenzwirnmaschinen aus Bologna.

Bologna ist die historische Hauptstadt der norditalienischen Region Emilia-Romagna und liegt am Nordrand des Apennin-Gebirges, der zugleich den Südrand der Po-Ebene darstellt, fast mittig zwischen Ferrara und Florenz. Insofern ist Bologna auch ein geeigneter Ausgangspunkt für einen Besuch der „Hauptstadt der Renaissance“ Florenz.

Nein, heute gibt es leider keine originäre Seidenzwirnmaschine mehr. Gerade deshalb steht im Museo del Patrimonio Industriale eine beeindruckende Rekonstruktion dieser Maschinen, die allerdings in ihren Ausmaßen nur den halben Raum einnimmt wie die einstigen Originale. Die Blüte der regionalen Seidenproduktion hatte vom 15. bis ins 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Nachvollziehen kann dies der Besucher nicht nur an den funktionstüchtigen Modellen der damaligen Seidenzwirnmaschinen, sondern auch an diversen audio-visuellen Installationen.

Ein Museum in einem imposanten Gebäude

Von 1887 bis 1966 war in Bologna der riesige Hoffman-Ringofen der Ziegelei Galotti in Betrieb. Dieser bestand aus 16 Kammern, in denen heute das Museum untergebracht ist. Darüber gibt es noch zwei weitere Etagen, auf denen man sich darum bemüht, den Besuchern nahezubringen, welche Bedeutung Bologna für die industrielle Entwicklung insgesamt gehabt hat, denn neben der Textilherstellung hat die Produktion von Werkzeugmaschinen hier eine maßgebende Rolle gespielt.

Auf Basis des Maschinenbaus in Bologna konnten sich überhaupt erst die Motorräder von Ducati und die Marke Maserati entwickeln. Das alles wird in der Ausstellung natürlich präsentiert. Darüber hinaus kann sich der Besucher an einer Tortellini-Maschine erfreuen und auch die moderne Verpackungsindustrie hat dort bereits ihren festen Platz eingenommen.

Dann kam der Kollaps

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts brach die Seidenindustrie in Italien zusammen, mit der Folge, dass die ganze Region und die Stadt Bologna eine existentielle Krise erlebten. Zum Glück gab es zu jener Zeit den Wirtschaftsprofessor Luigi Valeriani (1758-1828) sowie seinen Neffen, den Physiker Giovanni Aldini (1762-1834). Beide beschäftigten sich intensiv mit den Grundlagen einer fundierten technischen Ausbildung und die Stadtverwaltung von Bologna war damals intelligent genug, zu verstehen, welches Glück sie damit hatte. Sie gründete nämlich das Aldini-Valeriani-Institut, das es dort bis heute gibt. Dies war ein ganz entscheidender Impuls für den wirtschaftlichen Neuanfang, der die Stadt bald zu einer führenden Industrie-Ansiedlung in Italien machen sollte.

Eine neuartige Industrie-Archäologie entstand

Schon in den 1970er Jahren entstanden in Kooperation mit der Universität von Bologna funktionstüchtige historische Industriemodelle. Dazu gehörte auch jene kleinere Variante einer Seidenzwirnmaschine, die heute im Museo del Patrimonio Industriale bewundert werden kann. Derartige Maschinen ratterten seit dem 16. Jahrhundert in Bologna in vielen mehrstöckigen Fabriken und über 400 Wasserräder waren emsig mit deren Antrieb beschäftigt.

Das Museum der Industriekultur zeichnet seit 1997 in den „Gemächern“ der ehemaligen Ziegelfabrik Galotti auf ca. 3.000 Quadratmetern das gesamte Panorama der Industriegeschichte von Bologna anschaulich und didaktisch geschickt nach. Heute gilt Bologna als hochentwickelter Industriestandort, was im Wesentlichen auf der Automobil- und Verpackungsindustrie gründet. Lokale Geldgeber und Investoren, Unternehmensverbände und viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben das alles im Verein mit den Technikschulen aufgebaut. Auf diese Entwicklungen ist man in Bologna stolz und deshalb werden sie in den spannenden Ausstellungen des Museums gebührend skizziert.

Was Sie noch wissen sollten

Für Ihren Museumsbesuch sollten Sie wenigstens zwei Stunden einplanen. Es gibt natürlich mehrsprachige geführte Touren, deren Dauer bei ca. 90 Minuten liegt. Wie zu erwarten, ist ein Eintrittsgeld zu entrichten, das für Gruppen aber günstiger ausfällt. Der Zugang ist vollständig barrierefrei. Für die Kinder gibt es extra museumspädagogische Führungen. Community: 0 Bewertungen
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