Altfriesisches Haus in Keitum/Sylt
Sylt, Deutschlands nördlichste Insel, ist zu allen Jahreszeiten eine Reise wert. Ganz besonders im Rahmen einer Studienreise oder Klassenfahrt, denn dann hat man in der Gemeinschaft die Chance, tiefe Einblicke in die Geschichte einer Region zu bekommen oder sich mit althergebrachten Sitten zu beschäftigen. Im Altfriesischen Haus im Ortsteil Keitum auf Sylt bietet sich ausreichend Gelegenheit, einzudringen in die jahrhundertealten Lebensgewohnheiten der Menschen im hohen Norden Deutschlands. Wer das eindrucksvolle Museum besuchen möchte, der findet es am Wattenmeer und nördlich des Hindenburgdammes, der die Insel mit dem Festland verbindet.
Das Vermächtnis eines Lehrers und Chronisten
Vor vielen Jahren wohnte in diesem reetgedeckten Haus in Keitum ein Kapitän, und wer sich ein Bild über die Wohnkultur der Friesen und über deren Lebensgewohnheiten im 18. Jahrhundert machen möchte, der ist im Altfriesischen Haus - gegenüber dem grünen Kliff - herzlich willkommen. Das gilt selbstverständlich auch für Schüler im Rahmen ihrer Schulfahrt. Gebaut wurde dieses Wohnhaus im Jahr 1739 und es war lange Zeit im Besitz des Sylter Lehrers und Chronisten Christian Peter Hansen. Er bewohnte das typische Kapitänshaus bis zu seinem Tod im Jahr 1879 mit seiner Familie. Danach verfügte er, dass sein Anwesen ausschließlich als Museum genutzt werden sollte. Diesem Testament fühlt sich der Trägerverein der Sölring Museen – der Sylter Kultur- und Heimatverein Sölring Foriining bis heute verpflichtet und öffnet allen bei ihrer Studienreise auf Sylt im Altfriesischen Haus die Türen.Bildergalerie - Klicken für Details
Als würde man die Stimmen der Ahnen vernehmen...
Mit großer Sorgfalt und Liebe fürs Detail wurde dieses sehenswerte Museum ausgestattet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Haus durch den Sylter Heimatverein der "Sölring Forining", erworben und seither unterhalten. So blieb auch ein großer Teil der Inneneinrichtung im originalen Zustand. Wer nun über die Schwelle des Altfriesischen Hauses tritt, der fühlt sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Mancher Besucher, der über die hölzernen Planken schreitet, meint die Stimmen der Ahnen zu vernehmen. Da sind zum Beispiel die sogenannten Schrankbetten, in denen die Menschen dieser Zeit eher sitzend als liegend ihre Nächte verbrachten.Ein Haustyp, der den gefürchteten Stürmen trotzte
Die Bauweise des Altfriesischen Hauses ist ein exzellentes Beispiel für den sogenannten "uthlandfriesischen Haustyp", der mit seiner Ständerbauweise in Nord- und Ostfriesland vor fast dreihundert Jahren die Regel war. Wegen des ständigen Windes wurden die Häuser eher lang gestreckt als hochgebaut errichtet. Außerdem waren sie fast immer nach Osten und Westen ausgerichtet, um den gefürchteten Nordstürmen zu trotzen. Zwei Reihen von Ständern aus Holz machten die Dachkonstruktion aus. Sie lagerten jeweils auf stabilen Felssteinen, die in den Boden eingegraben wurden. Backsteine waren im gesamten Norden das bevorzugte Baumaterial. Sie wurden an den Außenseiten des Hauses mit dem Kalk von Muscheln verfugt.Im gusseisernen Ofen brannte Feuer aus Schafdung
Die Teilnehmer einer Klassenfahrt oder Schulfahrt werden in die "Köökeen" (Küche), "Kööv" (Wohnzimmer), "Piisel" (Festraum), "Spiiskaamer" (Speisekammer) und in die "Kelerkaamer" (Keller) geführt und werden staunend vor einer Vielzahl von Gegenständen stehen, die die Betreiber des Museums über viele Jahre gesammelt haben. Hier wird die Geschichte der Insel Sylt auf wenigen Quadratmetern lebendig, und bei ihrer Führung erfahren die Besucher einiges über die Entstehungsgeschichte Sylts. An den Wänden gibt es die wertvollen und originalen Delfter Fliesen, die in früheren Zeiten wohl in fast allen friesischen Wohnzimmern zu finden waren und die offenbar auf dem Wasserwege aus Holland auf die Insel kamen. Außerdem erfährt man etliches über die Geschichte der Familie Hansen, die in diesem Altfriesischen Haus wohnte und über die schriftstellerischen Arbeiten von Christian Peter und Jap Peter Hansen. Und so mancher Gast des Hauses stellt sich vor, wie diese Familie ehemals um ihren gusseisernen Ofen saßen, in dem ein Feuer aus Schafdung, Treibholz und Heidekraut brannte. Community: 0 BewertungenBewerten Sie diesen Ort.