Ein märchenhaftes Abenteuer auf Hever Castle

Hever Castle liegt nahe des Städtchens Edenbridge in der Grafschaft Kent und bildet das Zentrum einer etwa 50 Hektar großen Ausflugsanlage, die mit märchenhaften Gärten, einem Abenteuerspielplatz und natürlich dem prunkvoll ausgestatteten Schloss selbst aufwartet. Das im 13. Jahrhundert als Landsitz errichte Anwesen war Heimat zahlreicher historischer Persönlichkeiten. Die berühmteste unter ihnen ist wohl Anne Boleyn – zweite Ehefrau des berüchtigten Heinrich VIII. und Mutter von Elizabeth I. In einer tragischen Wendung der Geschichte ließ Heinrich sowohl Anne als auch deren Bruder George 1536 hinrichten. Nachdem drei Jahre später auch Vater Boleyn gestorben war, fiel Hever Castle in die Hände des Königs. Nach annullierter Ehe überschrieb Heinrich VIII. den Landsitz seiner vierten Frau Anna von Kleve, womit Hever Castle nicht nur Heim einer, sondern gleich zweier englischer Königinnen war.

Ein Besuch, der Abwechslung verspricht

Im Laufe seiner über 600-jährigen Geschichte ging Hever Castle durch die Hände von insgesamt 37 Besitzern, die wiederum aus 13 verschieden Familien stammten. Die Liste beginnt bei William de Hever und führt bis ins 18. Jahrhundert hinein so illustre Namen wie Boleyn, von Kleve und Humphreys.

Ende des 19. Jahrhunderts befand sich das mittelalterliche Anwesen in baufälligem Zustand. Erst der amerikanische Millionär William Waldorf Astor erweckte es 1903 aus dem Dornröschenschlaf. Das Schloss wurde aufwändig restauriert und um zahlreiche Gebäude im Tudor-Stil ergänzt. Bald schon war Hever Castle von einem idyllischen Dorf umgeben, das dem Anwesen bis heute einen einzigartigen Charme verleiht. Es überrascht daher kaum, dass es bereits mehrfach als Filmkulisse diente, etwa für das Kostümdrama Lady Jane oder die Komödie King Ralph.

Darüber hinaus ließ die Familie Astor aufwändige Landschaftsarbeiten vornehmen: Ein künstlicher See wurde ausgehoben und ein italienischer Garten angelegt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die ausgedehnten Grünanlagen um weitere märchenhafte und abenteuerliche Attraktionen ergänzt. Heute können Besucher des Schlosses durch Rosen- und Irrgärten spazieren. Ein Wasserlabyrinth, eine Steingrotte sowie kunstvoll gestutzte Hecken und Büsche laden zum Entdecken ein.

Hever Castle beherbergt zudem ein Militärmuseum und verfügt über eine der umfangreichsten Sammlungen von Tudor-Gemälden. Ein besonderes Highlight ist auch das Pförtnerhaus. Es stellt den ältesten noch erhaltenden Teil des ehemaligen Landsitzes dar und beherbergt antike Rüstungen, Waffen und andere spannende Ausstellungsstücke.

Abseits von Museen, Gärten und alten Gemäuern sorgen Spielplätze, Springbrunnen und Wasserfontänen für Abwechslung. Und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Auf dem Schlossgelände befinden sich ein Restaurant, ein Café und eine kleine Verkaufsstelle. Selbstversorger können es sich auf einer der vielen Picknickbänke bequem machen.

Anne Boleyn und Heinrich VIII.

Die Dauerausstellung in den Räumen von Hever Castle konzentriert sich in erster Linie auf die Epoche des 16. Jahrhunderts, als keine Geringe als Anne Boleyn hier ihre Kindheit verbrachte und auch in späteren Jahren auf den Landsitz ihrer Familie zurückkehrte – so etwa 1528, als eine rätselhafte Krankheit sich in England auszubreiten begann und Anne Schutz in der Abgeschiedenheit von Hever Castle suchte. Aus Sorge um seine Geliebte schickte Heinrich einen Arzt, der für Annes Wohlergehen sorgte. Auch der König selbst soll des Öfteren auf Hever Castle zu Besuch gewesen sein. Noch heute wissen die alten Gemäuer, urigen Räume und zahlreich erhaltenen Gemälde von dieser Zeit zu berichten. Wer Hever Castle besichtigt, kann einen Blick in jene Gemächer werfen, in denen Anne Boleyn und Heinrich VIII. genächtigt haben sollen. Auch die Galerie, den alten Speisesaal und zahlreiche weitere, der Tudor-Ära nachempfundenen Räume gilt es auf Hever Castle zu erkunden. Neben den antiken Möbeln finden sich opulente Kleider, kostbares Geschirr sowie Anne Boleyns Gebetsbücher ausgestellt.

Manch ein Gast will in den alten Zimmern gar dem Geist Anne Boleyns begegnet sein.
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